Zweiter hybrider Thementag Biofouling

30.11.2023

Biofouling bleibt für die Schifffahrt eine andauernde und komplexe Herausforderung. Für das Kompetenzzentrum GreenShipping und das Maritime Cluster Norddeutschland e. V. war dies der Anlass, gemeinsam mit der Wirtschafts- und Sozialakademie der Arbeitnehmerkammer Bremen (Wisoak) den zweiten „Thementag Biofouling“ als Hybridveranstaltung durchzuführen. Knapp 50 Teilnehmer kamen am 30.November in die Räume der Wisoak in Bremen oder schalteten sich digital zu. Wie bei der ersten Veranstaltung war der Thementag zweigeteilt. Die Vormittagssession bestand aus einer Basisschulung, am Nachmittag schloss sich eine vertiefende Fachsession an.

Zu Beginn der ersten Session führte Dr. Nicole Heibeck vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) grundlegend in die Thematik ein und beschrieb die ökologischen und ökonomischen Risiken durch Unterwasserbewuchs an Schiffsrümpfen. So könne bereits ein Biofilm von nur 0,5 mm die Treibhausgasemissionen eines Schiffes um 25 bis 30 Prozent erhöhen, erläuterte die Meeresbiologin. Anschließend skizzierte sie Möglichkeiten und neue Ansätze zur Bekämpfung von Biofouling und umriss die komplexe internationale Regulierung des Biofouling-Managements.

Dr. Bevis Fedder, Referent Meeresumweltschutz des Bremer Senats, berichtete über die Ergebnisse aktueller Forschungsprojekte und über behördliche Verfahren im Bereich der Unterwasserreinigung in den bremischen Häfen. Im Rahmen des Forschungsprojekt CLEAN wurden dort verschiedene unter anderem umweltschonende Methoden erfolgreich erprobt, beispielweise am Forschungsschiff Polarstern. Fedder stellte zudem den beispielhaften Leitfaden für die Genehmigung von Unterwasserreinigungen in den bremischen Häfen vor.

Eine von seinem Unternehmen entwickelte umweltfreundliche Alternative zur Elektrochlorierung von schwimmenden Flüssiggasterminals stellte anschließend Jan Kelling von der HASYTEC Electronics AG vor. Durch die Reinigung der Rohre mit Ultraschall – der zweiten Generation einer KI-gestützten Antifouling-Technologie, die ursprünglich für Schiffsrümpfe entwickelt wurde – kann hier auf den Einsatz von Chlor verzichtet werden. An der deutschen Nordseeküste ermögliche dies einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Weltnaturerbes Wattenmeer, so Kelling.

Die Bedeutung der Wasseraufbereitung für die Betriebssicherheit von Schiffen als auch für die Gesundheit an Bord unterstrich Jan Koppe von der MOL Katalysatortechnik GmbH. Er stellte eine von seinem Unternehmen entwickelte Lösung vor, bei der Wasser in technischen Anlagen kostengünstig und unkompliziert durch den Einsatz von Katalysatoren reingehalten werde. Diese Technik kommt bereits länger im mit Meerwasser gekühltem Kraftwerk Rostock zum Einsatz und soll nun auch in den maritimen Markt eingeführt werden.

In die Praxis simulierter Testmethoden zur Erprobung neuer Antifoulingsysteme führte nach der Mittagspause Bernd Daehne vom Dr. Brill + Partner Institut für Antifouling und Biokorrosion. Am Standort Norderney, aber auch im Mittelmeer und in Süßwassergebieten, führt das Unternehmen dafür eine breite Palette aufschlussreicher Labor- und Feldversuche durch. Neben anderen Verfahren arbeitet es mit Testplatten an Küstenschiffen. Ein neues Betätigungsfeld bildet die Bewuchskontrolle an Offshore-Anlagen, wie Daehne erläuterte.

Marvin Natz von der EurA AG stellte das seit 2021 existierende ZIM-Netzwerk Antifouling vor. In diesem Zusammenhang informierte er auch über ZIM- und weitere Fördermöglichkeiten für Forschungs- und -Entwicklungsprojekte, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Offen bleiben musste die Frage, ob angesichts der aktuellen Unsicherheiten im Bundeshaushalt Fördermittel möglicherweise gestrichen oder gekürzt werden könnten.

Die Natur zum Vorbild nimmt sich die Universität Kassel mit dem Projekt „Larabicus“, das die Meeresbiologin Tatjana Liese vorstellte. Ein Team aus Ingenieuren und Meeresbiologen entwickelte Roboter-Putzerfische, die magnetisch mit dem Schiff verbunden sind und eine entstehende Foulingschicht schon während der Fahrt auf hoher See autonom vom Rumpf entfernen sollen – „wie ein Putzerfisch am Mantarochen“, beschrieb es Liese. Erste Praxistests sollen 2024 durchgeführt werden. Die Roboter sollen später nicht verkauft, sondern als Dienstleistung vermarktet werden.

Künstliche Intelligenz war das Thema von Michael Stein von Vesselity. Das Rostocker Startup kombiniert einen herkömmlichen ferngesteuerten Unterwasserroboter mit einer selbst entwickelten KI-Bilderkennungssoftware, um Schiffe unter der Wasserlinie auf Bewuchs zu untersuchen und aus den gewonnenen Daten präzise Handlungsempfehlungen für die Reinigung des Rumpfs oder die Erneuerung des Antifoulings zu generieren. Auch andere Parameter, wie Fahrdaten oder das Bewuchs-Risiko in verschiedenen Seegebieten, können in das System integriert werden und ermöglichen so Vorhersagen über einen Bewuchs und damit präventives Gegensteuern.

Violetta Arndt vom Maritimen Cluster Norddeutschland e. V. freute sich über die vielen vorgestellten Aktivitäten der Referent:innen im Bereich Antifouling: „Die Präsentationen behandelten ebenso innovative Lösungsansätze zur Bekämpfung von Biofouling wie die Inspektion unter Wasser mittels Drohneneinsatz. Ganz besonders interessant war der Einsatz von autonomen Fischrobotern“. Moderator Udo Strakerjahn von Greenshipping Niedersachsen dankte abschließend den Referenten und lobte den „sehr positiven Impuls“ der Veranstaltung in einer Zeit, in der die Branche durchaus einen „schärferen Wind“ verspüre. „Segel richtig setzen und auf den Leuchtturm der Nachhaltigkeit zufahren“, gab Strakerjahn
den Vortragenden und Gästen mit auf den Weg.

Bildrechte:

Violetta Arndt, MCN e. V.

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