Hamburg & Leer, 11. Juni 2019

Erfahrungsaustausch: Schifffahrts-Experten diskutieren über den Umstieg auf neue Brennstoffe

Rund 200 Teilnehmer aus Reedereien, Behörden und Institutionen besuchten in Hamburg und Leer den bereits zum dritten Mal organisierten Workshop „Alternative Kraftstoffe“, um über die Herausforderungen bei den Vorbereitungen zur globalen Senkung des Schwefelhöchtsgehalts in Schiffsbrennstoffen, die vom 1. Januar nächsten Jahres eintritt, zu diskutieren. Organisiert wurde die Veranstaltung durch den Verband Deutscher Reeder, den Bunkerlieferanten des Arbeitskreises Bunkeröle der Verbände AFM+E und FPE, die MARIKO GmbH sowie das Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen.

Für die anstehende neue Regulierung stehen den Reedereien im Wesentlichen vier Möglichkeiten zur Verfügung: Die Umstellung von schwefelreicherem Schweröl (HSFO) auf Gasöl (MGO) oder Destillate, die Verwendung von schwefelärmerem Öl oder konformen Kraftstoffmischungen, die Umrüstung von Schiffen auf alternative Kraftstoffe wie LNG (Liquefied Natural Gas) oder andere schwefelfreie Kraftstoffe bzw. die Installation von Abgasreinigungssystemen (Scrubbern), die den Betrieb mit normalen HSFO ermöglichen. „Wir, die Schifffahrt, stellen uns dem Thema Umwelt- und Klimaschutz weltweit wie keine andere Branche und haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt, u.a. jetzt die große Umstellung auf schwefelarme Brennstoffe und darüber hinaus eine 50-prozentge CO2-Reduktion bis 2050“, sagte Alfred Hartmann, Präsident des Verband Deutscher Reeder.

Eine besondere Herausforderung bei der Verwendung von Gasöl und Destillaten liegt nach Ansicht von Timothy Wilson, Lloyd´s Register, in der Sicherstellung der künftigen Brennstoffverfügbarkeit und v.a. der Brennstoffqualität. In diesem Kontext besteht die Gefahr, dass zwei konforme Kraftstoffe nicht kompatibel sind und eine schädliche Schlammbildung ausgelöst wird, die Siebe, Filter und Reiniger blockieren und zu teuren Wartungsarbeiten oder gar zu Leistungsverlust führen kann. Um hier gegenzusteuern, plädiert Nick Lurkin von niederländischen Reederverband KNVR für die Einführung eines Mechanismus zur Sicherung der Bunkerqualität z.B. in Form einer „bunker license“ an den Häfen. Für die unabhängigen Bunkerlieferfirmen der Verbände AFM+E und FPE steht der sichere Schiffsbetrieb ganz oben. Sie unterstrichen auf der Veranstaltung ihre Bereitschaft zum engen Dialog und konkreter Kooperation mit Blick auf Bunkerthemen.

Vertreter von Lieferanten stellten aktuell verfügbare Lösungen zur Minderung von Schadstoffemissionen wie GTL-Diesel vor. Auch die Verwendung von LNG und Methanol wurde auf der Veranstaltung diskutiert. Im Rahmen von Erfahrungsberichten von Reedereivertretern erhielten die Besucher eine Übersicht der „Lessons Learned“ zur Anwendung dieser Kraftstoffe, um für sich abwägen zu können, welche Nutzung sinnvoll und welcher Kraftstoff optimal für den eigenen Schiffsbetrieb sein könnte.

Zudem wurden Abgasnachbehandlungssysteme in der Praxis betrachtet und ein Einblick in laufende Studien zu so genannten E-Fuels (synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt werden) und das Thema Kohlenstoffbindung und –speicherung an Bord von Schiffen gegeben.

Quintessenz der Veranstaltung ist: Die Schifffahrt hat den Handlungsbedarf im Hinblick auf den Klimaschutz erkannt und kann auf ein breites Spektrum an Optionen zur Emissionsreduktion zugreifen. Um dieses Potenzial optimal zu heben, die Umstellung auf schwefelärmere Brennstoffe zu bewältigen und darüber hinaus den Schiffsverkehr auch langfristig als den energieeffizientesten Verkehrsträger mit den geringsten CO2-Emissionen zu etablieren, bedarf es weiterer internationaler Anstrengungen, politischer Unterstützung und Förderung in Forschung und Entwicklung.

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