Großes Interesse am Workshop Alternative Kraftstoffe in Leer
Bereits zum 7. Mal veranstaltete die MARIKO GmbH als Standort des Kompetenzzentrums GreenShipping Niedersachsen gemeinsam mit dem Verband Deutscher Reeder (VDR) sowie mit Unterstützung der Initiativen Hyways For Future und H2Ostfriesland den Workshop „Alternative Kraftstoffe“, um mit Vertretern der maritimen Branche aktuelle Entwicklungen, praktische Erfahrungen und Handlungsansätze für die Schifffahrt zu diskutieren. Rund 130 Teilnehmende waren dazu ins Maritime Kompetenzzentrum nach Leer gekommen. Im Fokus der Vorträge standen neue regulatorische Entwicklungen wie die FuelEU-Maritime-Verordnung, Interim Safety Guidelines der IMO für die Nutzung verschiedener alternativer Kraftstoffe sowie die aktuelle und künftig zu erwartende Verfügbarkeit von Wasserstoff, Methanol und Ammoniak. Darüber hinaus gab es praktische Erfahrungsberichte und Einblicke zur Nutzung der genannten wasserstoffbasierten Kraftstoffe in der kommerziellen Schifffahrt.
Aktuell stehen Reedereien vor der Herausforderung, die Vorgaben der im Januar 2025 in Kraft getretenen FuelEU-Maritime-Verordnung zu erfüllen. Die Richtlinie zielt darauf ab, den nachhaltigen kommerziellen Seeverkehr in der EU zu fördern, indem sie u.a. verbindliche Grenzwerte für die Treibhausgasintensität der an Bord verwendeten Energie festlegt. Ramona Zettelmaier von Bureau Veritas gab als Einstimmung der Veranstaltung einen Überblick über die Verordnung und richtete den Blick dabei auch auf ihre Anreizwirkungen: „FuelEU Maritime wird ein massiver Treiber für alternative Kraftstoffe sein, die über ihren gesamten Lebenszyklus eine geringe Treibhausgasintensität aufweisen.“ Dr. Christopher Stanik von der NOW GmbH, der in seinem Vortrag einen Einblick in den aktuellen Stand der Interim Safety Guidelines der International Maritime Organization (IMO) zur Nutzung von Ammoniak und Wasserstoff gab, forderte von beteiligten Akteuren aus Politik und Wirtschaft klare Bekenntnisse für Klimaschutz in der Schifffahrt: „Wir brauchen klare Bekenntnisse zu ambitionierten und harmonisierten Mittelfristmaßnahmen auf internationaler Ebene, in Verbindung mit einer zügigen Umsetzung des Maßnahmenportfolios zum Nationalen Aktionsplan klimafreundliche Schifffahrt.“ Die aktuelle und zukünftig zu erwartende Verfügbarkeit alternativer Kraftstoffe stand im Fokus des Vortrags von Dr. Leo Diehl von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH: „Das Henne-Ei-Problem ist nur durch mutige First-Mover auflösbar und die Dekarbonisierung der Schifffahrt ist alternativlos. Eine wesentliche Herausforderung im Zusammenhang der Verfügbarkeit von alternativen Kraftstoffen wird der gerechte Zugang für kleinere Marktteilnehmer während des Markthochlaufs sein.“
Praktische Erfahrungen und Entwicklungen aus der Schifffahrt und maritimen Industrie standen im Mittelpunkt des zweiten Teils der Veranstaltung. Sebastian Ebbing von MPC Container Ships ASA stellte die Dekarbonisierungs-Strategie seines Unternehmens und die damit einhergehende Modernisierung bzw. Erneuerung der Flotte vor. Dabei stellte Ebbing fest: „Das große Bottleneck zur Realisierung grünerer Schifffahrt Stand heute ist die Verfügbarkeit alternativer Kraftstoffe.“ Zentrales Thema des Vortrags von Dr. Mirjam Peters von Höegh Autoliners war Ammoniak, das bei der Weiterentwicklung der Flotte der norwegischen Reederei eine zentrale Rolle spielt. Mit Blick auf das Ziel einer klimaneutralen und zugleich verlässlich wirtschaftenden Schifffahrt, formulierte sie unmissverständliche Erwartungen an die Politik und die maritime Wirtschaft: „Wir brauchen klare, langfristige und international abgestimmte Rahmenbedingungen und erwarten eine technologieoffene Förderung alternativer Kraftstoffe, den zügigen Ausbau der Infrastruktur in Häfen und marktwirtschaftliche Anreize wie CO2-differenzierte Hafengebühren. Nachhaltigkeit ist nicht umsonst und daher muss auch die Schifffahrtsindustrie Geld in die Hand nehmen, wenn sie etwas bewegen will.“ Dass die Technologie nach wie vor nicht der Flaschenhals für mehr Klimaschutz in der Schifffahrt ist, wurde auch beim Vortrag von Colin Peesel (MAN Energy Solutions) deutlich, der den Stand der Motorenentwicklung seines Unternehmens für die verschiedenen Kraftstoffe präsentierte: : „Es wird für die Schifffahrt keinen dezidierten Kraftstoff der Zukunft geben. Vielmehr steigt die Varianz für die unterschiedlichen Schiffe und Einsatzgebiete, sodass der Markt diverser wird.“
Der Rückblick der Veranstalter von der MARIKO GmbH und dem Verband Deutscher Reeder fiel zufrieden und erwartungsvoll aus. Katja Baumann (Geschäftsführerin der MARIKO GmbH), die die Veranstaltung gemeinsam mit ihrem Kollegen Sören Berg moderiert hatte, freute sich über die zahlreichen Teilnehmenden und spannenden Diskussionen bei der Veranstaltung: „Die hohe Resonanz der Veranstaltung zeigt, wie wichtig es ist, alle relevanten Stakeholder an einen Tisch zu holen. Gemeinsam sollten wir uns dafür einsetzen, Hürden bei der Realisierung alternativer Kraftstoff-Konzepte in der Schifffahrt abzubauen.“ Auch Philipp Simmank, der beim VDR für das Thema Klimaschutz zuständig ist, zog ein positives Fazit: „Die Schifffahrt steht vor großen Herausforderungen, aber auch vor enormen Chancen. Die Diskussionen im Rahmen des Workshops haben verdeutlicht, dass die Branche bereit ist, diese Transformation aktiv mitzugestalten. Entscheidend wird sein, die regulatorischen Rahmenbedingungen und die Verfügbarkeit alternativer Kraftstoffe in Einklang zu bringen.“