Leer, 18.06.2021

Das Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen lanciert umfassende Studie

Viel wurde in den vergangenen Jahren darüber diskutiert, welcher alternative Kraftstoff den Diesel in der Schifffahrt ersetzen wird. Längst ist klar, dass es nicht den einen Kraftstoff geben wird. Vielmehr scheint es ein Mix an Kraftstoffen zu werden, wobei jeder seine Vorteile auf verschiedenen Routen ausspielen kann. Die Politik und viele Industriezweige stürzten sich unlängst auf den Hoffnungsträger Wasserstoff, was in gewissen Zügen zu einem Hype geworden ist. Doch die international fahrende Schifffahrt kann mit reinem Wasserstoff an Bord wenig anfangen: zu groß die benötigten Tanks, zu teuer die kryogene Technik. Ein CO2-freier Kraftstoff ist aber nötig, um die Emissionen zu reduzieren. Hier bietet Ammoniak aufgrund seiner chemischen Struktur gute Möglichkeiten. Was dafür und was dagegenspricht, wird nun in einer von der MARIKO GmbH beauftragten Studie untersucht.

Der Auftrag wird mit Mitteln des Kompetenzzentrums GreenShipping Niedersachsen finanziert und soll im November dieses Jahres abgeschlossen sein. Auftragnehmer der Studie ist HB Hunte Engineering aus Oldenburg, die gemeinsam mit der RWTH Aachen und der Reederei Liberty Blue aus Leer die Ausarbeitung vornehmen. „Bevor auch Ammoniak zu einem Hype wird, wollen wir die Faktenlage klären und dabei einen Blick auf die komplette Emissionsbilanz von der Herstellung über den Transport bis hin zur Nutzung und Unterbringung an Bord werfen“ so Sören Berg, Projektmanager bei der MARIKO GmbH. Ziel sei es, eine faktenbasierte Diskussion führen zu können und von Beginn an zu wissen, auf welche Bereiche genau geguckt werden muss. So ist schon heute bekannt, dass das bei der Verbrennung von Ammoniak entstehende sogenannte Lachgas eine Herausforderung darstellt, die auf motorischer Seite in den Griff zu bekommen ist.

In der Studie wird neben dem Aufzeigen der wesentlichen Brennstoffeigenschaften ein Fokus darauf gelegt, welche infrastrukturellen Rahmenbedingungen heute und zukünftig gelten und welchen CO2-Fußabdruck verschiedene Herstellungspfade für Ammoniak aufweisen. „Wir freuen uns unsere Expertise aus dem Exzellenzcluster „The Fuel Science Center“ bei der ganzheitlichen Bewertung von innovativen, nachhaltigen Kraftstoffen einbringen zu können!“ sagt Bastian Lehrheuer von der RWTH Aachen mit Blick auf den Beitrag der RWTH zur Bewertung des Kraftstoffs Ammoniak in der Studie. Darüber hinaus untersucht die RWTH Aachen die Anwendung von Ammoniak in Verbrennungsmotoren, stellt aber auch mögliche alternative Nutzungen in Brennstoffzellen vor.

Im Rahmen der Studie soll auch ein Musterschiffentwurf für einen an der deutschen Küste gängigen Schiffstypen angefertigt werden, um die Herausforderungen und nötigen wesentlichen Entwicklungsschritte an Schiffen aufzuzeigen. Damit auch die Anforderungen einer Reederei berücksichtigt werden, ist Liberty Blue aus Leer ebenfalls an der Anfertigung der Studie beteiligt und im engen Austausch mit HB Hunte. Auch wird ein Blick auf die Vorschriftenlage geworfen, um wesentliche Stolpersteine im Vorwege zu identifizieren. Aufgrund der Erfahrungen mit anderen Kraftstoffen ist für Wolfgang Franzelius von HB Hunte klar, dass „das einfacherere Handling von Ammoniak gegenüber reinem Wasserstoff für den Einsatz an Bord von Schiffen einen enormen Vorteil bringt“. Er sieht in Ammoniak einen wichtigen Energieträger, der aufgrund seiner Eigenschaften einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele haben wird.

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